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Strukturwandel der Privatheit

Kai-Olaf Maiwald
Gemeinsame Selbstverwirklichung: Zum Strukturwandel der Paarintegration
In diesem Vortrag wird die These vertreten, dass die strukturellen Spannungen zwischen Familie und Arbeits-/Berufsleben in einem gelingenden Paarbildungsprozess aufgefangen werden können. Wichtiges Kriterium des Gelingens ist eine Kooperation, die den Bedingungen einer herausgehobenen Form der Solidarität entspricht. Gegenwärtig lässt sich eine Verschärfung der Spannungen ausmachen: Auf der einen Seite findet sich eine Intensivierung der Bindung von Person und Beruf, auf der anderen Seite die Anforderung, die individuellen berufsbiographischen Entwürfe in den gemeinsamen Kooperationsmodus so zu integrieren, dass die Karriere des einen immer auch die Karriere des anderen ist, und vice versa.

PD Dr. Kai-Olaf Maiwald, Soziologe; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
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Werner Schneider:
Geld als Mittler zwischen öffentlicher und privater Sphäre: Von der Transformationsmacht des 'Beziehungsgeldes' in Paarbeziehungen
Für moderne Doppelverdiener-Paare fungiert Geld nicht nur als ökonomische (Macht-) Ressource. Vielmehr öffnet es sich als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium in der Verschränkung von Berufs- und Familien-/Paaralltag für verschiedenste symbolische Codierungen. Es wird zum 'Beziehungsgeld', indem es - je nach Beziehungsvorstellungen des Paares - im Beziehungsalltag von den Individuen-im-Paar in unterschiedlichen Formen 'wirklich' gemacht wird. Dieses interaktiv hergestellte 'Beziehungsgeld' - so die These - indiziert einen zweifachen Strukturwandel des Privaten im Verhältnis zum Öffentlichen: Es transformiert die institutionelle Trennlinie zwischen 'Geldbeziehungen' und 'Liebesbeziehungen'. Und es formatiert das Verhältnis von 'öffentlich/privat' als Modi der Selbst-Erfahrung des bürgerlichen Subjekts neu.

Prof. Dr. Werner Schneider, Soziologe; Professor an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg
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Janosch Schobin:
Freundschaft und Fürsorge: Fragen an eine Sozialform im Wandel
Die Freundschaft wird unter der Bedingung ausdünnender Verwandtschaften, einer alternden Bevölkerung, fragiler Partnerschaften und einem überlasteten Wohlfahrtsstaat zum Fluchtpunkt multipler sozialer Hoffnungen. Die Logik der Freundschaft hat, mit Luc Boltanski und Laurent Thévenot gesprochen, Einzug in die Rechtfertigungsordnung der häuslichen Welt genommen. Gleichzeitig wird die gängige Normalfreundschaft zum dritten Weg, für jene, die keine Familie haben und für die, die Welten des Konsums und der Amtsfürsorge zu kalt sind. Aber ist die kommende Gemeinschaft, wie Giorgio Agamben andeutete, wirklich die Gemeinschaft der Freunde und wenn ja, lässt sich unter ihrer Bedingung überhaupt eine Gesellschaft denken?

Janosch Schobin, M.A., Soziologe; Stipendiat im Arbeitsbereich „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung
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Moderation: Christine Wimbauer
Dr. Christine Wimbauer, Soziologin; Leiterin der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe der DFG am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
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