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Metamorphosen der Staatlichkeit

Jens Wissel:
Staatsprojekt Europa. Zur Transformation des europäischen Grenzregimes
Als eine regionale Antwort auf die Globalisierung hat die europäische Integration überstaatliche Institutionen entstehen lassen. Die Entwicklung seit 1998 hat insbesondere europäische Migrationskontrollpolitiken hervorgebracht, welche klassische staatstheoretische Argumentationen vor eine neue Herausforderung stellen, weil hierdurch eine neuartige Form von Territorialität entsteht. Nach der hier vertretenen These hat sich die Einheit des nationalterritorialen Staats aufgelöst. Seine Apparate haben sich gemeinsam mit neu entstandenen europäischen Apparaten zu einer reterritorialisierten, ausdifferenzierten Kontrollapparatur neu zusammengesetzt, welche Bevölkerung über die Konstitution von Zonen stratifizierter Rechtsansprüche regiert.

Dr. Jens Wissel, Politikwissenschafter; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt
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Fatima Kastner:
Luhmanns Diabolismen: Staats- integrierende und staats- fragmentierende Effekte funktionaler Differenzierung in der Weltgesellschaft
Von den Anfängen der Disziplingeschichte der Soziologie bis zur Gegenwart ist das Differenzierungstheorem eine der wenigen konstanten Denkfiguren des Faches. Neben vielen heterogenen Formen und Konzepten des Theorems stellt die Version von Niklas Luhmann sowohl eine der radikalsten als auch eine der umstrittensten dar. Der Beitrag will die Konfliktlinien der Debatte nachzeichnen, um darauf aufbauend aus der Perspektive der Systemtheorie die paradoxe Eigenlogik und die generative Mechanik global ausdifferenzierter, operativ geschlossener Funktionssysteme zu entfalten. Am Beispiel der systemtheoretischen Deutung der Evolution der Menschenrechte wird Luhmanns Problembeschreibung im Hinblick auf ihren diagnostischen Gehalt und ihren gesellschaftstheoretischen Beitrag zur Präzisierung und Erweiterung des Differenzierungskonzepts diskutiert.

Dr. Fatima Kastner, Rechtssoziologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Nation und Gesellschaft“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Lehrbeauftragte an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg
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Markus König:
Die Transnationalisierung des Regierens. Gründe und Folgen
Das Regieren in der OECD-Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Die meisten Politikfelder sind mittlerweile „transnationalisiert“: Es wird über nationale Grenzen hinweg regiert und nicht-staatliche Akteure sind daran systematisch beteiligt. Ausgehend vom Feld der Steuer- und Fiskalpolitik untersucht der Beitrag die Gründe für die transnationale Zusammenarbeit und deren institutionelle Ausgestaltung. Er benennt sowohl erklärungskräftige als auch nicht erklärungskräftige Faktoren. Zudem werden die Folgen der Transnationalisierung in Hinblick auf zwei Aspekte eingeschätzt: Politische Effektivität und Macht. Abschließend werden Rückschlüsse aus der Analyse für den Bedarf an Gesellschaftstheorie und die dabei bestehenden Grenzen gezogen.

Dr. Markus König, Politikwissenschaftler; ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 536 „Reflexive Modernisierung“ an der Ludwig Maximilians Universität, München; Berater bei der Gecon GmbH, Mannheim
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Moderation: Martin Saar
Dr. Martin Saar, Politikwissenschaftler; Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politikwissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
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